Sa 7. Dez 2019, 12:42
Recycling-Papiere sind nicht so dick wie frische Papiere
Vergleicht man die technischen Werte von Recycling-Papieren, so wird man feststellen, dass recycelte Papiere durchweg rund 10% dünner als frische Papiere sind.
Während frische 80-Gramm-Papiere von 89 - 118µm/my/micro (Tausendstel Millimeter) dick sein können, sind Recycling-Papiere fast durchweg 98 my dick.
Dass die Papiere fast durchweg die gleiche Dicke haben, mag daran liegen, dass man den Fasern nicht mit weiteren Füllstoffen zusätzliches Volumen geben kann. Mit zusätzlichen Füllstoffen gibt es Probleme, die allgemein anerkannten Recycling-Zertifizierungen zu erhalten.
Das sollte aber keine Sorgen bereiten.
Einerseits können auch "frische Papiere" erheblich dünner sein - und Ihr Drucker verarbeitet sie doch. Andererseits sind alle Drucker auf verschiedene Grammaturen ausgelegt. In der Regel können sie von 60 - 110 Gramm/qm problemlos verarbeiten. Sie sind also so flexibel ausgelegt, dass sich solche Nuancen nicht auf die Nutzung auswirkt.
Recycling-Papiere haben einen höheren Rauwert
Frische Papiere haben einen Rauwert von 98-200. Ein Wert von > 200 findet sich eher bei Papieren, die speziell für Schnelldrucker ausgelegt sind, die eine höhere "Griffigkeit" benötigen, um die Papiere möglichst schnell transportieren zu können.
Die meisten Recycling-Papiere weisen einen Rauwert von 300 aus. Sie haben damit eine "erhöhte Griffigkeit", die einerseits die geringere Dicke kompensiert und sie auch noch bei stark verschlissenen Druckern einsetzen lässt.
Recycling-Papiere erzielen bei Tintenstrahl-Druckern nur mittelmäßige Ergebnisse
Der erhöhte Rauwert sorgt dafür, dass Tinten durchaus auch ganz leicht verlaufen können. Je mehr Tinte eingesetzt wird, desto höher macht sich dieser Effekt bemerkbar.
Wer Recycling-Papiere mit einem Inkjet-Drucker einsetzen möchte, sollte daher auf Drucke in Fotoqualität verzichten. Einerseits kann die Tinte dadurch schneller verlaufen und andererseits ist jeder Tropfen Tinte zu viel auch wieder schädlich für die Umwelt. Weniger Tinte bringt ein klareres Schriftbild und schont die Umwelt und den Geldbeutel.
Recycling-Papiere haben in der Mehrzahl mindestens 80g/qm
In meinen Recherchen der letzten rund 10 Jahre konnte ich noch keine zertifizierten Marken entdecken, die weniger als 80-Gramm-Flächengewicht hatten.
Das Problem beim Recycling ist die Kurzfaserigkeit des Grundmaterials. Man braucht eine ganz gewisse Masse an Zellstoff, damit sich diese kurzfasierigen Zellstoffe überhaupt miteinander verketten können.
Es mag sein, dass in Zukunft neue Technologien entwickelt werden, die auch leichtere Papiere ermöglichen. Bislang ist davon jedoch noch nicht einmal ansatzweise etwas zu entdecken.
Recycling-Papiere mit mehr als 80g/qm machen kaum Sinn
Der Recyclinggedanke ist, möglichst sparsam mit den Ressourcen umzugehen. Ein 90-Gramm-Papier widerspricht diesem Gedanken schon vom Grundsatz her. Für die Herstellung werden 25% mehr an Ressourcen aller Art verbraucht.
Als Nächstes wird man feststellen, dass sich durch das Mehr an Material keine signifikanten Unterschiede in der Anwendung ergeben:
Die Dicke ist kaum merklich höher und selbst das "Wertigkeitsgefühl" äußert sich nicht durch das höhere Gewicht. Es gibt gefühlsmäßig keinen Unterschied, ob ein Blatt Papier nun 5 oder 5,6 Gramm wiegt. Auch eine erhöhte Steifigkeit kann man nicht mit dem Gefühl feststellen.
Die Umweltfreundlichkeit von Recycling-Papieren ist auch abhängig vom Produktionsstandort
Wenn ein Papier in Asien oder Amerika hergestellt wird, verursacht es ganz automatisch auch extrem hohe Umweltschäden. Die "Tausende Kilometer" Schiffstransport schädigen die Umwelt mehr, als wenn man ein Papier aus zertifizierten frischen Zellstoffen "direkt vor der Tür" hergestellt hätte.
Noch fahren die Containerschiffe nicht mit Solar- und Windkraft, sondern verbrennen umweltschädliches Schweröl in ihren haushohen Motoren-Komplexen.
Im nächsten Teil geht es darum, welche zusätzlichen Umweltbelastungen entstehen und wie man sie mindern kann.
Auch das gehört mit zum Umweltschutz und sollte deshalb bei Recycling-Papieren auch eine große Rolle spielen.
Je mehr man gleichzeitig kauft, desto geringer ist die Umweltbelastung
Rechnen Sie selbst nach:
1 Palette wiegt 500 Kilogramm und enthält 40 Kartons mit 200 Packungen Papier. Lassen Sie diese Menge einmalig mit einem LKW anliefern.
Lassen Sie sich die gleiche Menge mit jeweils 1-2 Kartons anliefern. Der Transporteur muss jetzt die gleiche Strecke 20-40 Mal fahren. Das gesamte Transportgewicht ist identisch, aber auch das Transportfahrzeug benötigt Energie um vorwärts zu kommen.
Ein Transporter kann bei einem Gesamtgewicht von 2.800 Kg rund 750 Kg Nutzlast befördern. 2.050 Kg entfallen also auf das reine Fahrzeuggewicht. Dieses Fahrzeuggewicht muss auch dann bewegt werden, wenn Sie nur 2 Kartons mit zusammen 25 Kg bestellt haben.
Wenn Sie jetzt denken "Der Transporter fährt ja nicht nur wegen mir durch die Gegend", stelle ich die Gegenfrage " Sind Sie sich da wirklich sicher ?"
Es kann sein, dass der Transporter sich wirklich nur wegen Ihrer Bestellung den Weg machen muss.
Vielleicht fallen an diesem Tag keine weiteren Lieferungen an oder Ihre Anlieferstelle liegt weitab von den üblichen Routen.
Wenn Sie es also wirklich ernst mit dem "Umweltgedanken" machen, gehen Sie besser vom ungünstigsten Fall aus:
Um 20 einzelne Bestellungen mit jeweils 2 Kartons auszuliefern, müssen 20x 2.075 Kg= 41.500 Kg bewegt werden.
Ein großer 40-Tonner-LKW hat eine Nutzlast von 25 Tonnen. Das Eigengewicht liegt daher bei rund 15 Tonnen.
Wenn Ihnen dieser LKW einmal eine Palette mit 500 Kg bringen muss, und er den Weg extra für Sie macht, werden einmalig 15.500 Kg bewegt.
Der "leichte kleine Paket-Transporter" muss also 2,6x so viel Gewicht bewegen, wie der "dicke schwere LKW", der nur ein einziges Mal den Weg zu Ihnen machen muss.
Transporter fahren mit rund 15-18 Litern. Große LKW sind längst schon mit 25-27 Litern unterwegs. Eine einzige Lieferung des LKW ist also immer noch umweltfreundlicher als 20-40 Fahrten des Transporters.
Wie weit das Papier in Deutschland transportiert werden muss, um zu Ihnen zu gelangen
Papier-Großlager sind strategisch in Deutschland verteilt. In der Regel ist die Fahrtstrecke maximal 100 Km zum nächstgelegenem Lager des gleichen Vertriebs oder Marke.
Lager für Kleinmengen sind nur punktuell vorhanden. Hier finden sich nicht einmal in jedem Bundesland Lager, die die großen Paletten-Mengen zu kleinen Einheiten aus und wieder zusammen packen. Im Norden, Westen, Süden und Osten gibt es spezielle Gebiete, in denen die Lager ansässig sind.
Im schlimmsten Fall sind Sie im Norden und Ihr Lieblingspapier wird nur im Süden in Kleinmengen ausgeliefert.
Das "Kleinlager" bekommt natürlich das Papier vom Großlager in der Nähe. Danach geht Ihre Bestellung jedoch quer durch die Republik, bis es bei Ihnen eintrifft.
Das nächste Großlager im Norden ist aber nicht einmal 100 Km von Ihnen entfernt.
Im Optimalfall ist Ihre Marke auch im Norden als Kleinmenge verfügbar
Dann wird die Palette zum "Kleinlager" gebracht, um dort in kleine Einheiten verpackt zu werden. Von dort aus wird die Gesamtmenge dann 20-40x zu Ihnen transportiert.
Das Papier legt also nicht nur einmal eine kurze Strecke zurück, sondern auch hier ein Vielfaches des einmaligen Transports.
Leider können Sie nie selbst bestimmen, aus welchem "Kleinlager" Ihre Kleinmenge kommt.
Wenn Ihr Händler keine Geschäftsbeziehung zu dem Kleinlager "direkt bei Ihnen nebenan" hat, dann kommt die Sendung vielleicht doch aus dem Lager "ganz weit weg".
Paletten werden dagegen schon seit langer Zeit nicht mehr einzeln durch ganz Deutschland transportiert. Hier können Sie sich also sicher sein, dass "Ihre Palette" auf dem kürzest möglichen Weg zu Ihnen gelangt.
"Und wenn der Händler mit diesem Großlager keinen Vertrag hat ?"
Macht nichts. Wenn er Verbindung zu einem regionalen Großlager hat, wird der Auftrag von dort aus direkt zum Großlager in Ihrer Nähe weiter gegeben. Auch wenn ein "Kleinlager" einen so großen Auftrag hat, reicht sie diesen direkt an ein Großlager weiter.
"Ab welcher Menge kann man sicher sein, dass sie direkt aus einem Großlager geliefert wird ?"
Eine ganze Palette ist aktuell eindeutig "sicher". Die Transportkosten für eine einzelne Palette sind viel zu hoch als dass sie ein Händler von sich aus zum Kunden senden würde.
Auch bei einer halben Palette besteht noch eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass sie direkt aus dem nächsten Großlager in Ihrer Nähe kommt.
Kleinere Mengen, die sonst auch schon direkt ausgeliefert wurden, gehen aber mittlerweile auch schon per Paketdienst in einzelnen Etappen auf den Weg. Ab welcher Menge noch ein eigener LKW eingesetzt wird, entscheidet dann nur noch das Großlager. Hier gibt es also keine Sicherheit mehr, dass man mit dieser Menge (unter 20 Kartons) auch auf umweltschonendste Art beliefert wird.
Das Schlimmste was Sie der Umwelt antun können ist:
- Sie bestellen ein Papier, das in einem anderen Kontinent hergestellt wird. Das Recycling-Material stammt dann auch aus der Gegend und Sie leisten keinen Beitrag zum Umweltschutz in Ihrem Land. Gleichzeitig werden viel mehr Ressourcen für den Transport verbraucht als an Rohstoffen eingespart wurde.
- Sie bestellen in kurzen Abständen kleine Mengen und sorgen damit dafür, dass die vielen Transporte mehr Ressourcen verbrauchen als es das Recycling-Papier einsparen konnte... selbst wenn es in direkter Näher hergestellt wurde.
Abschließend kann man nur empfehlen, das Sie sich all diese Sachen einmal durch den Kopf gehen lassen.
Wenn ein Recycling-Papier nur in kleinen Stückzahlen abgenommen werden kann und man leider nur auf Produktionen von anderen Kontinenten zurückgreifen kann ... dann sind Sie sogar ein Umweltschützer, wenn Sie ein nachhaltig hergestelltes Papier nehmen, dass kaum lange Transportwege zu Ihnen braucht.
PS:
Natürlich kommt es immer wieder darauf an, mit welcher Art von Energie die Transporte durchgeführt werden. Zum aktuellen Zeitpunkt fahren weder Schiffe noch LKW mit ökologisch erzeugter Energie und auch die Transporter haben auch überwiegend noch Verbrennungsmotoren.
Aber selbst wenn alle Transporte mit Solarstrom erfolgen würden, so erzeugen sie trotzdem auch weiterhin Umweltbelastungen.
Um Energie zu erzeugen braucht es Geräte, die sie umwandeln/erzeugen. Für die Herstellung der Geräte werden Rohstoffe und Energie eingesetzt. Eingesetzte Energie erzeugt immer auch Abwärme, die dann wiederum an die Umgebung abgegeben wird.
Völlig ohne Umweltbelastung wird es also auch in Zukunft keine Transporte geben.