Bonussysteme: Vorteile und Nachteile

Bonussysteme: Vorteile und Nachteile

Ungelesener Beitragvon Administrator » Fr 12. Jul 2013, 06:51

Viele Anbieter gewähren am Ende des Jahres einen zusätzlichen Bonus auf die bis dahin getätigten Umsätze.
Für den Kunden bedeutet es eine "Belohnung für besondere Treue".

Der Vorteil für den Kunden ist, dass er am Jahresende noch ein kleines Guthaben bekommt, das er wieder für den Einkauf verwenden kann.
Der Vorteil für den Anbieter ist, dass sein Kunde bestrebt ist, sein Bonusziel zu erreichen und deshalb vorrangig bei ihm kaufen wird.

Der Nachteil für den Kunden ist, dass er während des Jahres keine objektiven Preisvergleiche anstellen kann. Er kann immer nur , vom aktuellen Stand ausgehend, versuchen, den bereits erreichten Bonusstand für den Vergleich einzubeziehen - kann aber nicht voraussehen , welche nächste Bonusstufe er eventuell noch erreichen wird.
Der Einkäufer kann natürlich bei jedem Vergleich die höchste Bonusstufe mit einbeziehen... egal ob er sie normalerweise erreichen würde oder auch nicht.
Damit wird er aber in der Regel (scheinbar) mit dem Bonussystem besser fahren und weiterhin "treu bleiben". Die Entscheidung IST dann natürlich richtig, wenn man das Bonusziel wirklich erreicht oder erreichen kann.
Diese Kalkulation ist aber gerade in der ersten Jahreshälfte in der Regel genauso sicher wie eine Aktienspekulation.

Natürlich kann der Einkäufer sein Bonusziel am Jahresende auch erreichen, indem er kurz zuvor noch so viel einkauft, dass er den entsprechenden Umsatz erreicht.
Ziel erreicht, Bonus bekommen. Diese zusätzliche Einkaufsmenge wird aber in der nächsten Abrechnungsperiode entfallen, da sie vorab eingekauft wurde.
Das bedeutet, dass der gerade erhaltene Bonus im Folgejahr nicht erreicht werden wird ... oder man muss erneut mehr einkaufen als man eigentlich benötigt.

Das Ziel des Anbieters ist, dass der Kunde seinen Umsatz steigert.
Er wird deshalb in der Regel das Bonusziel höher stecken, als der bisherige Umsatz war.
Gleichzeitig wird natürlich das Ziel verfolgt, das der Kunde die (sehr aufwendigen) Kalkulationen für Preisvergleiche scheut und deshalb nur bei diesem Anbieter kauft.

Man sollte auch nie den alten Kaufmannsspruch vergessen:
"Rabatt, Rabatt, das lass dir sagen,
Rabatt wird vorher draufgeschlagen"


Ein Einkäufer hat, mit entsprechender Computerunterstützung, immer die Möglichkeit, Vorjahreseinkäufe mit aktuellen Jahren in Bezug zu bringen. Der Aufwand für Preisvergleiche kann also relativ einfach sein.
Wenn die Bonusstufe erreicht wurde, kann sie direkt mit einbezogen werden.
Wenn jedoch keine Aussicht darauf besteht, die Bonusstufe noch weit vor Jahresende zu erreichen, ist die Einbeziehung von Boni reine Spekulation.

Ein Bonus ist ein "Versprechen in die Zukunft". Ändert sich der eigene Bedarf, wird das Versprechen gegenstandslos. In dem Fall würde man dann (in Vertrauen auf den Bonus) teurer einkaufen als es nötig wäre.

Man darf auch nicht vergessen, dass in den letzten Jahren auch die solventesten Firmen Konkurs angemeldet haben. In einem solchen Fall, wird das Versprechen natürlich auch nicht mehr eingelöst. Dabei muss es sogar nicht einmal darum gehen, dass der Anbieter es "nicht will": Wenn es die Firma nicht mehr gibt, kann man nichts mehr bei ihr einkaufen = das Bonusziel kann einfach nicht mehr erreicht werden.

Wie macht man es nun richtig ?

1) Das Bonusziel darf nur so hoch sein, dass man es auf jeden Fall erreichen wird
Im Einkauf versucht man immer, den Bedarf zu senken. Gleichzeitig werden die Preise in der Regel aber auch etwas steigen. Hat man ein Bonusziel in Höhe des Vorjahresumsatzes, so hat man effektiv doch noch etwas eingespart und bekommt dafür dann noch den Bonus.
Ist das Bonusziel höher, so muss der Bonus so hoch sein, dass der Bonus allein für sich einen Einspareffekt ergibt.

2) Eine direkte Einsparung ist einem Bonus vorzuziehen
Kann man direkt den Prozentwert eines Bonus einsparen, ist man auf der sicheren "Garantieseite". Man muss kein Ziel mehr erreichen, sondern hat die Einsparung sofort.
In diesem Fall kauft man also direkt billiger ein und muss sich nicht auf Zukunftseventualitäten einlassen.

3) Ein Bonussystem sollte nur den Bereich abdecken, den man sowieso nur von diesem Anbieter bezieht
Wenn es sowieso keine anderen Anbieter gibt, gibt es auch keine Preisvergleiche. Hierbei darf man aber nie außer Acht lassen, sich weiterhin über den Anbietermarkt zu informieren.
Die Bonusentscheidung muss also jährlich neu fallen - nachdem man Vergleiche mit anderen Anbietern angestellt hat.

4) Nur wenn ein Bonussystem einen Zusatzvorteil verschafft, sollte man darauf eingehen
Oft sind die Bedingungen von Anbietern sehr unterschiedlich.
Je nach Anbieter bekommt man unterschiedliche Skonti oder Zahlungsziele. Diese Unterschiede muss man auch berücksichtigen, wenn man sich auf das "Bonusversprechen" einlassen will.
Ist der Bonus nicht höher als die finanziellen Vorteile anderer Anbieter, sollte man sich nicht daran (mental) binden. Ein niedrigerer Preis, Skonto oder Zahlungsziel ist fest kalkulierbar. Jeder Einkauf ist ein einzelnes Geschäft, nach dem man sich jederzeit einem anderen Anbieter zuwenden könnte. Man bindet sich also in keiner Hinsicht an einen Anbieter.
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