von Administrator » Mi 22. Dez 2021, 21:55
Das 4. Quartal 2021 hatte noch einige Überraschungen zu bieten
Die Versuche, über zusätzliche Logistik- bzw. Energiekosten, eine versteckte zusätzliche Preiserhöhung einzuführen, sind zum großen Teil gescheitert.
Wer gewichtsabhängige Zusatzkosten veranschlagte, merkte schnell, dass ihm die Aufträge entzogen wurden. Das Scheitern führte zu einer unplanmäßigen und allgemeinen Preiserhöhung aller Hersteller zum 15. November 2021.
Mit diesem Datum endeten auch die, bisher üblichen langfristigen, Preisgarantien bis zum Ende des Quartals.
Gegen Ende November zeichnete sich auch der prognostizierte Mangel an Kopierpapier ab
Die Großvertriebe erhielten AVIS, jedoch blieben die Lieferungen aus. Angekündigte Ladungen waren faktisch schon verkauft, bevor sie das Werk verließen. Das Ausweichen auf andere Marken gleicher Qualität funktionierte nicht mehr, da der Nachschubmangel Markenübergreifend war.
Wir befinden uns in KW 51, kurz vor Weihnachten
Stand heute (22.12.2021) gibt es kaum noch für dieses Jahr verfügbare Mengen an Papieren. Unabhängig von Marke oder Qualität sind die meisten Lager geleert. "Zwischen den Jahren" werden nur noch vereinzelte Lager ihre LKW für Lieferfahrten aussenden können. Es besteht die Hoffnung, dass doch noch etwas Nachschub kommt.
Die meisten Großlager melden jedoch Rückstände bis KW 03 oder später. Einige regionalen Lager stellen daher den Lieferbetrieb bis dahin komplett ein.
Rückstände werden natürlich, wie sonst üblich, ausgeliefert, wenn es wieder Bestand gibt. Unüblich ist es jedoch, dass die dann gültigen neuen und erhöhten Preise fällig werden.
Dem Kunden ist es natürlich nicht zu vermitteln, dass er mehr bezahlen soll als am Tag der Bestellung. Schließlich ist es ja die Schuld der Hersteller und nicht seine, dass es nicht genug Ware gab.
Natürlich gibt es immer noch genügend Papier zu kaufen.
Der auf Kleinmengen fokussierte Handel hat immer noch Vorräte, die durch die spezielle Klientel nicht so schnell abnahmen, wie bei den Großvertrieben. Die Preise sind noch verlockend niedrig, falls man nur kleine Mengen benötigt.
Diese speziellen Vertriebe haben rechtzeitig große Vorräte angelegt - haben aber immer wieder Preisstrukturen, die den Kleinmengen-Kunden belohnen und den Großkunden durch höhere Preise davon abhalten, die Lager zu schnell zu räumen.
Man kann nur raten, wie lange die Vorräte halten werden, wenn zunehmend Großkunden ihre Order platzieren. Spätestens dann, wenn die Lager neu gefüllt werden müssen, werden die Preishämmer jedoch auch bei ihnen zuschlagen.
Stellt sich nur die Frage, ob die Hersteller lieber ihre eigenen Vertriebe mit Waren bestücken oder markenunabhängige Wiederverkäufer. Für beides reichen die Ressourcen nicht aus.
Preise ab Januar 2022
Wer sich lieber überraschen lässt, sollte jetzt etwas anderes lesen. Mir sind nämlich jüngst die ersten Listen, mit ab Januar gültigen Preisen, in die Hand gefallen. Was ich sah, ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen.
Je größer die Menge, desto mehr steigt der Preis im Verhältnis zu den aktuellen Kursen.
Bei einer A-Qualität sah ich eine Preiserhöhung von > 25%. Es geht also nicht mehr nur um einige Cent-Werte pro Tausend Blatt, sondern um Euro-Werte.
C-Qualitäten steigen nicht so stark, jedoch sind auch durchaus > 20% drin. Auch hier wieder Preiserhöhungen, die es im letzten Jahrzehnt wohl nur selten gab.
Bei einer Marke wollte ich meinen Augen jedoch nicht mehr trauen und habe extra noch einen Taschenrechner genommen, um wirklich sicher zu sein:
Bei einer Preiserhöhung von weit über 7 Euro pro 1000 Blatt, fragt man sich wirklich, wer das Papier noch kaufen wird. Dabei handelt es sich nur um eine B-Qualität.
Bitte noch einmal lesen: Eine Preis-Erhöhung zusätzlich zum aktuellen Kurs.
Einige Vertriebe versuchen, ihre Kunden auf die (ihnen noch unbekannten) Preissteigerungen vorzubereiten, indem sie die gestiegenen Rohstoffpreise erwähnen.
Mit ähnlichen Hinweisen habe ich letzte Woche auch noch hantieren müssen. Meine persönlichen Schätzungen lagen weit unterhalb der mir nun bekannten Preise und das, obwohl ich schon sehr großzügig nach oben geschätzt hatte.
Liebe Einkäuferinnen und Einkäufer
Bereiten Sie sich auf eine Situation vor, wie es sie wohl zuletzt im letzten Jahrhundert gegeben hat.
- Zu einer Zeit, als jede Firma so große Lager hatte, dass sie eine Lieferzeit von mehreren Wochen problemlos überbrücken konnte.
- Zu einer Zeit, in der man jeweils die maximal mögliche Menge einkaufte und nicht darauf spekulierte, ob/dass der Preis wieder fallen könnte oder wird.
- Zu einer Zeit, in der man langfristig plante und dementsprechend auch Preise einholte.
Passen Sie Ihre Soll- und Meldebeständen den neuen Anforderungen an.
Planen Sie zusätzliche Puffer ein, die Lieferengpässe bestimmter Marken oder Qualitäten berücksichtigen.
Der Materialeinkauf wird wieder zur Herausforderung werden und es wird wieder auf Ihr Wissen und Können ankommen und nicht nur auf eine EDV-Auswertung.
Bereiten Sie sich aber auch darauf vor, dass die Zeiten des leichten Feilschens um Preise vorbei sind.
Es gibt keinen Überschuss mehr, der möglichst schnell "in den Markt gedrückt werden muss". Die Mengen sind längere Zeit begrenzt. Es gibt also keine Gründe, möglichst schnell die Lager zu räumen... die dann nicht mehr gefüllt werden können.