Was man beim Umweltschutz alles berücksichtigen muss

Was man beim Umweltschutz alles berücksichtigen muss

Ungelesener Beitragvon Administrator » Fr 29. Nov 2013, 21:22

In Punkto Umweltschutz werden in der Regel nur die diversen Zertifizierungen berücksichtigt. "Nachhaltig hergestellt" oder "recycled" gelten als hauptsächliche Umweltargumente. An dritter Stelle steht dann der Materialeinsatz (Ressourcenschonung durch geringeres Flächengewicht).

In der Regel bleibt aber unberücksichtigt, welche Wege zurückgelegt werden und welche Transportmittel verwendet werden.

Negativbeispiel:
Der Zellstoff wird in Australien gewonnen (z.B. aus Eukalyptus). Dieser Zellstoff wird dann wieder in Asien verarbeitet und kommt als "nachhaltig hergestelltes Papier" auf den deutschen Markt.

Die positiven Aspekte sind (vielleicht):
- Plantagenwirtschaft schont den natürlichen Wald
- Die Holzart wächst verhältnismäßig schnell und man kann deshalb auf einer bestimmten Fläche viel mehr Grundstoff produzieren als wenn man andere Hölzer verwenden würde.
- Die Produktkettenzertifizierung ist lückenlos bis zu fertigen Produkt

Alles ist gut. Alles sieht umweltfreundlich aus. Außer Acht gelassen wurde aber, dass der Zellstofftransport und der Transport in die Verbraucherregion Ressourcen vernichten und hohe Umweltschäden hervorruft.

Nun kommt das Containerschiff aus Asien in Europa an. Je nach Hersteller landet es in Lissabon, Amsterdam, Hamburg usw.
Ab jetzt geht das Papier auf dem Landweg per LKW in die diversen Großlager. Bis dahin entstehen erneut weitere Umweltschäden.

In der nächsten Stufe geht das Papier erneut per LKW in die einzelnen Regional- und Verteilerlager - natürlich per LKW.
Noch einmal reist das Papier vom Regionallager per LKW zu den Großabnehmern. Diese verteilen es weiter in noch kleineren Mengen an den Endverbraucher.

Das Negative an diesem Beispiel ist:
Das Papier wurde so umweltfreundlich hergestellt, wie es überhaupt möglich ist. Die wirklichen Umweltschäden werden aber dadurch verursacht, weil die Transportwege viel zu lang sind und/oder weil der Verbraucher besonders hohe Ansprüche an die Qualität stellt.

Das "Positivbeispiel" wäre dagegen:
Man erspart sich den großen Umweg nach Asien und transportiert die Zellstoffe direkt zu europäischen Werken, die zentral gelegen sind. Je näher das Herstellungswerk in der Verbrauchsregion liegt, desto geringer sind die folgenden Umweltschäden durch die LKW-Transporte.


Das war nur ein Beispiel.

Aber auch bei Recyclingpapier sieht die Umweltbilanz nicht so positiv aus, wie sie sich auf den ersten Blick darstellt.
Auch hier wird die Umweltfreundlichkeit immer nur auf den reinen Herstellungsaspekt begrenzt.

Es gibt da zum Beispiel Papiere, die, ganz zu Recht, den "Blauen Engel" tragen .. aber in Amerika oder Asien hergestellt werden.
Auch bei ihnen verschandeln die viel zu langen Transportwege jede Umweltbilanz. Dabei darf dann auch nicht vergessen werden, dass der Grundstoff aus erst kollektiert werden muss. Überall stehen die Altpapier-Container, die erst einmal eingesammelt werden müssen, um dann ans Recyclingwerk zu gelangen.

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Das "umweltfreundlichste Papier" wird möglichst in der unmittelbare Nähe hergestellt. Die Rohstoffe haben keine weiten Wege zum Werk und der Verbraucher nimmt möglichst große Mengen gleichzeitig ab.

Leider ist das reines Wunschdenken.

Der "typische Verbraucher" achtet auf die Zertifizierung, schaut dann auf den Preis, erwartet höchste Weißegrade und lässt sich dann seine übliche Kleinmenge möglichst termingerecht alle paar Tage neu per Paketdienst bringen.

"Ich habe etwas für die Umwelt getan", denkt er sich und hat ein weißes Umweltgewissen.

Dabei hätte er doch eine noch viel "weißere Weste", wenn er etwas mehr Platz schafft, so dass die vielen Mini-Transporte entfallen können.

Möchte er dann nicht unbedingt "das weißeste Weiß" haben, sondern gibt sich auch mit einer "mittleren Weiße" zufrieden, kommen Zellstoffe und Recyclingmaterialien aus Europa zum Zug. Das verkürzt die Transportwege noch einmal und schont die Umwelt zusätzlich.

Doch leider denken viele umweltbewusste Verbraucher eben nicht so.
Die großen amerikanischen (und auch andere) Online-Versandhändler bieten das Papier "billig-billig" an. Oft genug kann man sehen, dass Kleinstmengen billiger sind als Großeinkäufe. Ich kann es natürlich keinem Verbraucher verdenken, dass er diese Angebot wahrnimmt. Schließlich muss Jeder "sehen wo er bleibt".
Vom Umweltschutzgedanken ist es aber leider die schlechteste Verteilerart, die überhaupt denkbar ist.

In jedem Einzelhandel entstehen weniger Umweltschäden, wenn sich die Käufer ihren Bedarf einzeln abholen. Sie sind "sowieso in der Nähe" und kaufen das Papier neben anderen Gegenständen ein. Eine einzelne Palette Papier geht also nur einmal "auf die große Reise" und hat dann nur noch kurze Wege bis zum Verbrauch.
Beim Onlinehandel nimmt aber jede kleine Menge den gleichen langen Weg einzeln auf sich.

Nein, stopp. Bitte rechnen Sie einmal selber nach:
Das kleine Paket wird verpackt, geht dann auf einen LKW. Seine Ladung fährt zu diversen Logistikzentren bis sie endlich im letzten Verteilerzentrum angekommen ist. Ab dann geht es per Transporter in die eigentliche Zielregion und wird von Haus zu Haus verteilt oder mitgenommen und erneut versucht zuzustellen.

Der Langstrecken-LKW verbraucht (verglichen mit einem Transporter) relativ wenig Kraftstoff. Seine Nutzlast beträgt rund 25 Tonnen und sein Verbrauch zwischen 30-50 Liter pro 100 km. Pro Tonne Gewicht wären das also rund 1,2 - 2 Liter pro 100 km.
Ein Transporter verbraucht bis zu 15 Litern auf 100 km und hat eine Nutzlast von rund 1,4 Tonnen. Pro Tonne Nutzlast sind das also rund 10 Liter auf 100km.

Es ist also ganz klar, dass die "kleine Endverteilung" viel umweltschädigender ist als wenn man die großen LKW so weit wie möglich fahren lässt --> direkt in den Einzelhandel.

Mein abschließender Rat an alle "Freunde der Umwelt"
- Kaufen Sie möglichst große Mengen gleichzeitig
- Kaufen sie dort, wo in möglichst großen Kontingenten angeliefert wird.
- Achten Sie dann beim Kauf darauf, aus welchen Regionen das Papier stammt.

- "sustain" bedeutet in der Musik "Nachklang". Beim Umweltschutz hat "sustainable" die Bedeutung von "nachhaltig"
"recycling" bedeutet "Wiederverwendung" von schon benutzten Materialien

Wenn Sie bis dahin alles richtig gemacht haben, haben Sie schon dafür gesorgt, dass der "umweltschädigende Nachklang" nicht so hoch ist.
Jetzt können Sie ganz nach eigenem Ermessen nach Recycling oder anderen umweltschonenden Papiere greifen .. und dann auch gerne auf den Preis achten.

Und wenn Sie dann noch etwas Ihre Ansprüche herunter schrauben, was die Weiße betrifft, können Sie der Umwelt noch etwas Gutes tun. Je Weißer desto mehr Aufwand und Umweltschädigung. Es soll ja nicht unbedingt "grau" sein, aber die Weiße muss auch nicht gleich blenden.
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