Wie der starke Preisverfall innerhalb der letzten Zeit zustande kam, ist mir nicht bekannt. Ich merke jedoch an gewissen Faktoren, dass er durchaus auch durch Preiskämpfe unter den Wettbewerbern zustande gekommen ist.
Einige Preiskämpfe in Deutschland wurden durchaus durch amerikanische Firmen angestoßen. Sie boten bestimmte europäische Sorten so günstig an, dass sich selbst die Deutschlandzentralen wunderten, wie das denn machbar wäre.
Wie das ging, ist eigentlich ganz klar:
Eine US-Firma kauft riesige Kontingente vom Werk und lässt sie an die eigenen Vertriebsnetze liefern. Damit kann sie zu günstigen Preisen den Markt überschwemmen.
Dass diese Phase nicht lange anhalten kann, ist ganz klar. Deshalb machten sich die großen Vertriebe auch keine großen Sorgen. "Irgendwann kehrt wieder Normalität ein"
Wenn aber Marke um Marke einer bestimmten Zentrale immer wieder neu zu Dumingpreisen auftaucht, geht es doch an deren Substanz.
Die großen Vertriebe müssen nun beginnen, die Verluste wieder hereinzuholen. Das geht jedoch nicht über Preiserhöhungen, sondern man muss Einsparmaßnahmen ergreifen.
Mehrere große Firmen beginnen nun seit einiger Zeit damit, dass sie an der eigenen Logistik einsparen. Von "Outsorcing" von kleineren Transportmengen an Speditionen bis hin zum kompletten Abbau des eigenen Fuhrparks reichen die Maßnahmen.
Tendenziell gehen hier also immer mehr Arbeitsplätze verloren.
Mit der Abkehr vom eigenem Fuhrpark gehen aber auch Servicevorteile verloren.
Lieferzeiten erhöhen sich
Bisher konnte man immer damit rechnen, dass eine Palette zu 80-95% schon am nächsten Werktag geliefert wurde. Mit dem Umstieg auf Speditionen muss der Einkäufer aber damit rechnen, dass der Großteil der Lieferungen langfristig erst nach 48 Stunden geliefert wird.
Für den Einkäufer bedeutet das also, dass er seinen Meldebestand demnächst neu kalkulieren muss und auch selbst größere Mengen einlagern muss um die längere Lieferzeit einzuplanen.
Service geht verloren oder wird teurer
Der zweite Nachteil für den Einkäufer besteht darin, dass er so manchen Service nicht mehr angeboten bekommt oder recht teuer dafür bezahlen muss. Diverse Dienstleistungen wurden bislang direkt von den Vertrieben geleistet. Jetzt müssen diese Dienstleistungen gegen Sondergebühr weiter beauftragt werden.
Lieferqualität sinkt
Nachteil Nummer Drei besteht darin, dass die Ware jetzt nicht mehr durch speziell geschultes Personal und speziell ausgerüstete Fahrzeuge geliefert wird.
Ein "reiner Papier-LKW" hat einen festen Koffer-Aufbau, ist "klein und handlich" und wiegt nur 18 Tonnen. Die Fahrer wissen, dass Papier keine Stöße an den Kanten verträgt und dass das Herunterfallenlassen durchaus das Papier bis zur Unbrauchbarkeit zerstören kann. Sie sichern und behandeln es entsprechenden sorgfältig.
Mit einem 40-Tonner-LKW sind manche Anlieferungen nicht mehr möglich. Die Ware muss durchaus mehrfach umgeladen werden, um den Verbraucher zu erreichen.
Wird ein Transport auf Paketdienste ausgelagert, müssen die Papiere gegen Stöße aus 1,50m Höhe verpackt werden. Da aus Kostengründen immer mehrere Kartons zusammen verpackt werden, ist es das faktisch nicht möglich. Schließlich muss man die Aufprallwucht von 25 Kg Papier dämpfen. Es ist also damit zu rechnen, dass immer mehr beschädigte Ware auftaucht.
Gleichzeitig damit geht natürlich auch einher, dass immer mehr Verpackungsmaterial entsorgt werden muss.
Der Lieferverkehr erhöht sich
Immer mehr kleine Speditionsfahrzeuge tauchen auf, um eine Menge anzuliefern, die bislang in einer Lieferung abgefertigt werden konnte. Neben der erhöhten Verpackungsmenge wird sich die Warenannahme auf Dauer auch immer weiter verzögern. Die Kosten für die Warenannahme werden also auf Dauer steigen.
Die Lieferpreise erhöhen sich
Die Vertriebe können die Lieferkosten nicht mehr auf eine allgemeine Kostenstelle in die Kalkulation einfließen lassen. Sie bekommen für jede Lieferung eine eigene Rechnung, die sie auch einzeln weitergeben können/müssen/werden.
Obwohl die Papierpreise also gefallen sind, wird es am Ende dafür sorgen, dass der Einkäufer am Ende trotzdem mehr zahlen muss als bisher. Mal sind es Liefergebühren, mal ist es schlechtere Lieferqualität, mal sind es erhöhte Bevorratungskosten, mal ist es erhöhter eigener Personalaufwand.