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Wird Standardpapier / C-Qualität knapp ?

Sa 11. Jul 2015, 00:03

In meiner Prognose aus April 2015 hatte ich die übliche Tendenz erwähnt, dass die Preise im dritten Quartal immer mal etwas steigen.

Diese Preissteigerung ist auch eingetreten , jedoch wurde sie nicht zeitgleich von allen durchgesetzt. In der Regel handelt es sich um moderate Erhöhungen , die nur marginal ins Gewicht fallen.
Ausnahmen bilden die Eigenmarken diverser Anbieter. Hier sind die Preiserhöhungen (in absoluten Euro und Cent) teilweise mehr als dreimal so hoch und schlagen doch schon merklich zu Buche .

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Aktuell propagieren diverse Vertriebe und Einkaufsgenossenschaften eine Verknappung von Papieren der sogenannten "C-Qualität" und von neutralweiß verpackten Papieren.

Dieses ist auch das Argument , mit dem eine zukünftige Preiserhöhung angekündigt und gerechtfertigt wird.
Ersatzweise wird dazu empfohlen , auf "B-Qualitäten" auszuweichen , um den Engpass zu umgehen.

Wie stehen die Chancen, dass neutrale Papiere und C-Qualitäten wirklich knapp werden ?
Obwohl ich gesehen habe, dass es schlagartig massive Lieferverzögerungen ( von bis zu mehreren Wochen) geben kann , würde ich mir über "einen richtigen Engpass" keine Sorgen machen.
Gerade in den unteren Qualitäten ist der Anbietermarkt so breit aufgestellt, dass es immer Ersatz gibt.

ABER
Durch die extrem hohen Umschlagmengen und Umschlaggeschwindigkeit unterliegen gerade diese Qualitäten Preisschwankungen am direktesten . Schließlich gibt es keine genügend großen Lagerstätten , um diese Massen längere Zeit bevorraten zu können.
Gerade hier wirken sich also Preiserhöhungen also am schnellsten aus.

Was ist mit der Empfehlung auf "B-Qualität" auszuweichen ?
Es ist verständlich, dass die Anbieter auch die Lager ihrer B-Qualitäten umschlagen möchten. Schließlich wurden sie vielleicht noch "zum alten Preis" eingekauft und unterliegen auch den Alterungsprozessen.

Als Verbraucher würde ich die aktuellen Preise einer "C-Qualität" mit denen einer "B-Qualität aus Lagerbeständen" vergleichen. Wenn sie fast identisch sind, würde ich dem Rat folgen und mir eine etwas höhere Qualität zum fast gleichen Preis anschaffen wollen.

Ich würde aber auch darauf achten , wie weit der CIE-Weißegrad "in die B-Qualität hinein ragt". Handelt es sich nur um 1-2 CIE Unterschied, stufe ich die "B-Qualität" als identisch mit einer "C-Qualität" ein. Dann würde ich lieber zu einem "frischen Papier" greifen als zu einem "alten Lagerbestand".

Wieso kommt es eigentlich überhaupt zu Lieferverzögerungen bei C-Qualitäten ?
Das ist eigentlich nur ein logistisches Problem. Wenn von den Herstellern neue Preise angekündigt werden , dauert es immer eine Weile bis sie endgültig ausgehandelt wurden. Der Hersteller möchte natürlich mehr haben, während der Vertrieb lieber den alten Preis weiter haben möchte.
Der Hersteller wird als an einem gewissen Punkt einfach "Stopp mal" sagen und gemütlich abwarten, was die Verhandlungen erbringen. Der Vertrieb dagegen möchte nicht einfach alles akzeptieren und daher auch bis zur Klärung warten.
Schon hat man einen kurzen Zeitraum, an dem sich die Lager leeren und noch kein Nachschub unterwegs ist.
Ist dann alles geklärt, dauert es etwas, bis die Transporte wieder ihr Ziel erreichen. Ein paar Tage Leerlauf können da schon drin sein.
Am härtesten sind jedoch die betroffen, die Papiere im Werk als eigene Hausmarke verpacken lassen. Bei ihnen stoppt nicht nur die Lieferung, sondern auch die Verpackung als "Eigenmarke". Mit erneuter Auftragserteilung kann also nicht direkt verladen werden, sondern das Papier muss erst einmal gelabelt werden. Das kostet wieder Zeit, die zu einer weiteren Lieferverzögerung führt.

Man kann übrigens teilweise erkennen , wie "stark" eine Eigenmarke ist. Ist sie gefestigt, können Preiserhöhungen problemlos an den Markt weitergegeben werden. Obwohl es auch hier Verhandlungen gibt , spielen sie für die Lieferungen keine Rolle. "Der Markt bezahlt" was verlangt wird - also kann man gut und gerne eine Preiserhöhung weitergeben, die man im Nachhinein durch Verhandlungen wieder negieren kann. Die Verhandlungserfolge fließen dann einfach als Zusatzertrag ein.

Re: Wird Standardpapier / C-Qualität knapp ?

Do 7. Apr 2016, 21:17

Es sind nun rund 9 Monate vergangen. Die "C-Qualität" ist zwischendurch nicht knapp geworden. Nicht einmal die "typische Hochsaison" hat zu nennenswerten Verknappungen geführt.

Im Oktober hat aber die Branche gerade bei C- und B-Qualitäten Preiserhöhungen durchgesetzt. Diese waren durchaus drastisch zu nennen und übertrafen das , was sonst zu Quartalswechseln üblich ist.
Auch im Januar/Februar gab es erneut Erhöhungen.

Die Preiserhöhungen wurden aber für den Anwender dadurch gemindert, dass er jetzt auch unter leichteren Grammaturen wählen konnte.
Ungekennzeichnete 70g und 75g Grammaturen wurden faktisch zur "neuen C-Qualität".

Im 2. Quartal 2016 zeichnet sich auf breiter Ebene eine Stagnation der Preise für C-Qualitäten ab.

Dadurch dass die Nutzer also seit rund einem halben Jahr faktisch "2 verschiedene C-Qualitäten" zur Wahl haben , hat sich auch die Nachfrage auf zwei Grammaturen verteilt.
Bei C-Qualitäten gab es also keine Verknappung und ich wage die Prognose , dass es auch in diesem Jahr keine geben wird . Sind die Lager mit einer bestimmten Grammatur leer, kann man ja immer noch auf die mit der anderen zugreifen.

Re: Wird Standardpapier / C-Qualität knapp ?

Di 24. Jan 2017, 19:49

Und wieder einmal in kleines Resümee der vergangenen Monate...
Es gab 2016 keine Verknappung von Standardpapier.

Nicht einmal zu Beginn des 4. Quartals wurde versucht, durch künstliche Verknappung des Angebots die Preise anzuheben.

Im 1. Quartal 2017 sieht es noch ähnlich aus, jedoch zeichnet sich bereits jetzt ab, dass das Angebot seitens der Hersteller eingeschränkt wird.

Laut aktuellen Angaben diverser Großvertriebe, zeichnet sich ab, dass es ab dem 2. Quartal zu Engpässen kommen wird.

Es wird also das gleiche "Spiel" werden, wie im 4. Quartal 2015:
Die Hersteller versuchen, die Preise zu erhöhen, indem sie "Standardpapiere" (künstlich) verknappen.
Man kann nur hoffen, dass die Großvertriebe erneut einen Weg finden werden, diesen künstlichen Preisdruck durch andere Grammaturen auszugleichen.

Leider sind der Technik Grenzen gesetzt:
Irgendwann kann man keine neuen leichteren Papier mehr einführen, da die Opazität dann nicht mehr den üblichen Ansprüchen genügt.

70 g/qm funktionieren noch sehr gut und problemlos.
Um noch leichtere Grammaturen durchzusetzen, müssten sie bedeutend mehr Volumen und Opazität als aktuell bekommen. Erst dann wären sie massentauglich und könnten als "neues Standardpapier" genutzt werden.

Re: Wird Standardpapier / C-Qualität knapp ?

Mi 15. Feb 2017, 04:38

Die ersten kleinen Vertriebe propagieren (schon wieder einmal) dass C-Qualität knapp geworden ist.
Es scheint eine beliebte Begründung für sehr starke Preiserhöhungen geworden zu sein.

"Ihr habt Nachschubprobleme bei C-Qualitäten ? Kein Problem. Wie viele LKW braucht Ihr denn ?"
Komisch, eigentlich sollte man daraufhin doch dankbar sein und/oder gleich die Chance ergreifen ? Stattdessen wird aber sofort das Thema gewechselt. ;)

Es gibt also keine wirkliche Verknappung. Ein anderes Indiz dafür ist, dass deren Mitbewerber immer noch nicht von Verknappung und Preiserhöhungen sprechen.

Eins sollte aber jedem Einkäufer klar sein: Die Preise werden definitiv wieder steigen.

Re: Wird Standardpapier / C-Qualität knapp ?

Mi 18. Okt 2017, 22:05

Die Verknappung war schon so lange vorher angekündigt, dass man fest davon ausgehen kann, dass sie ganz bewusst geplant wurde.

Noch heuter führte ich ein Gespräch mit einem größeren Vertrieb, dessen Mitarbeiter sich wunderte, wieso man schon am Jahresanfang hatte wissen können, dass Papier knapp werden würde.
Ich durfte ihm natürlich nicht sagen, dass er die Gründe hätte überall nachlesen können.

Bereits im Mai kündigte sich eine künstlicher Verknappung an.
Einige ersten Sorten der 70-Gramm-Klasse begannen, vom Markt zu verschwinden. Es lohnte sich einfach nicht mehr, sie parallel vorrätig zu halten. Auch aus der neuen 75-Gramm-Klasse werden viele Sorten verschwinden.
Die "leichten Sorten" hatten bei den Kunden eine hohe Akzeptanz bekommen, jedoch muss man von leichterem Papier erheblich mehr umsetzen, um an die gleiche Tonnage zu kommen.
Fast exakt 2 Jahre nach Einführung der leichten Sorten (es begann im Oktober 2015) werden sie fast durchweg vom Markt wieder zurückgezogen.

Mit weniger Auswahl konzentriert sich die Nachfrage natürlich auf den verbleibenden Rest.
Gleichzeitig wurden deren Kapazitäten aber im Sommer auch noch gedrosselt, so dass selbst "problemlose Marken" plötzlich nicht lieferbar waren.
Deren Produktionskapazitäten müssen aber erst wieder hoch gefahren werden. Aktuell gibt es also wirklich eine Verknappung an Papier.

Die Verknappung in den unteren Qualitäten wird aber dazu ausgenutzt, um gleichzeitig die Preise für andere, nicht betroffene, Qualitäten anzuheben.

Wie lautete noch eine Verlautbarung einer Herstellergruppe ?
"In Skandinavien ist eine Papiermaschine ausgefallen. Die ausgefallene Produktionskapazität kann nicht durch andere ersetzt werden" (frei aus dem Gedächtnis zitiert)

Weitere denkbare Erklärungen könnten sein
- In China ist ein Sack Reis umgefallen
- In der Antarktis ist es kalt
- In den USA gab es Tornados
- In Italien gab es Überschwemmungen

Die Wahrscheinlichkeit, dass einer der Gründe wirklich für die Verknappung von Papier ausschlaggebend ist, hat eine ähnlich hohe Trefferquote wie die mit der einzelnen Papiermaschine *lach*

Liebe EinkäuferInnen,
die Gründe, weshalb Papier knapp ist, sind eigentlich nicht relevant. Wir alle müssen damit leben. Es besteht aber Hoffnung, dass das nicht lange so bleibt.
Bereits jetzt tauchen neue Marken auf, die die Ausfälle kompensieren. Die Qualität ist gut, die Marken noch unbekannt. Die Hersteller sind aber ein Begriff .. wenn man sie denn endlich einmal per Recherche gefunden hat.

Gehen Sie also noch einige Zeit sehr sparsam mit dem Papier um. Zu Beginn des nächsten Jahres wird sich, meiner Einschätzung nach, die Situation wieder geändert haben.
Die Zeitspanne errechnet sich aus dem Transportweg von Asien nach Europa und dadurch, dass die Nachfrage nach den neuen Marken erst einmal angelaufen sein muss.

Akzeptieren die Verbraucher aber die neuen Marken nicht, werden sie nicht mehr geordert und verschwinden wieder vom Markt. Das würde dann aber zu einer kritischen Liefersituation führen, die ein idealer Vorwand für Preistreibereien sein kann.
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