Das heimliche Einführen anderer Grammaturen

Das heimliche Einführen anderer Grammaturen

Ungelesener Beitragvon Administrator » Sa 5. Mär 2016, 04:14

Nicht erst seit Oktober 2015 gibt es Grammaturen von unter 80 g/qm.
75 g/qm haben sich längst etabliert und sind anerkannt. Trotzdem zweifeln Laien immer noch an der Qualität.
Sie benutzen oft den Grundsatz "je schwerer, desto höher die Qualität"

Mit 70 g/qm wurden bereits vor Jahren Markteinführungskampagnen gestartet. Sie blieben jedoch erfolglos. 60 g/qm sind kaum im Einsatz und werden nur dort gebraucht, wo es allein auf die Dicke von Akten oder das Briefporto ankommt.

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Seit Oktober tauchen aber bekannte Marken auf dem Markt auf , die keine Angaben mehr zum Flächengewicht haben.
Gleicher Name, gleiches Aussehen , gleiche Nutzbarkeit , gleiche Weiße. Der Verbraucher wundert sich, weshalb es das (scheinbar) gleiche Papier zu völlig unterschiedlichen Preisen gibt.

Wie mir bekannt geworden ist, wurden manche Verbraucher nicht über den Unterschied informiert.
"Marke X kostet Y" .Für sie ist diese Aussage das Einzige nach dem sie den Preis vergleichen (können)

Für mich ist es eine Sache der Fairnis , dass man dem Verbraucher mitteilt , wenn es doch einen (technischen) Unterschied gibt. Wenn alles andere identisch ist , wird er in der Regel gerne das "andere Papier" nehmen.
Korrektes Aufklären gehört zu einer guten Beratung dazu.

Die mir bekannt gewordenen Marken ohne Bezeichnung des Flächengewichts , haben eine Grammatur von 75 g/qm und 70 g/qm.
Die "neuen Grammaturen" werden also "ganz heimlich in Umlauf" gebracht.
Ich bin selbst gespannt, wann die Großvertriebe und Hersteller sie auch öffentlich mit "geringerer Grammatur" bewerben.

Wie sieht da eigentlich die rechtliche Lage aus ?
Hier kann ich nur meine persönliche Meinung schreiben, da ich kein Rechtsanwalt bin. Im Zweifelsfall sollte man sich also besser mit einem Fachmann in Verbindung setzen

1) Hat man eine bestimmte Marke bestellt, und die wird auch geliefert , wurde der Vertrag entsprechend den Anforderungen erfüllt
Die einzige Bedingung war die "Marke/Modell"

2) Hat man eine bestimmte Marke UND eine bestimmte Grammatur bestellt , und eine andere Grammatur wird geliefert , wurde der Vertrag nicht wie gewünscht erfüllt.
Die Bedingungen waren Marke/Modell PLUS Grammatur. Die Grammatur stimmt nicht.

3) Hat man eine bestimmte Qualität (ohne weitere Festlegungen) bestellt , ist auch eine andere Grammatur zulässig.
Die Qualitätsstufen bestimmen sich vorrangig nach dem Weißegrad in CIE. Sowohl Oberflächenbeschaffenheit als auch Opazität und Grammatur sind kein Kriterium für die offizielle Einstufung der Qualitätsstufe.

Wie stellt man die Grammatur am einfachsten fest ?
Einfach eine größere Menge an Papier auf die Waage stellen.

1 Kiste A4-Papier (2.500 Blatt) wiegt ....
80g/qm = 12,5 Kg
75 g/qm = 11,7 Kg
70 g/qm = 10,9 Kg

1 Palette mit 100.000 Blatt ( 40 Kartons) wiegt ohne Palette ...
80g/qm = 500 Kg
75 g/qm = 468 Kg
70 g/qm = 436 Kg

Dr Gewichtsunterschied fällt aber auch auf, wenn man das Papier mit Palette wiegt. Mehr als 24 Kg wiegt keine Palette einzeln. Es verbleibt also immer eine Differenz zum normalen 80g/qm-Gewicht.

Wie steht es mit Qualität und Nutzbarkeit ?
Im realen Einsatz hat sich herausgestellt , dass die andere Grammtur kaum eine Auswirkungen hat. Moderne Maschinen brauchen kein "Mindestgewicht" , sondern nur eine entsprechend griffige Oberfläche .

Es ist also kein Nachteil , sondern nur ein Vorteil für Hersteller und Verbraucher:
Geringerer Materialeinsatz spart bei der Herstellung und wirkt sich in einem günstigerem Papierpreis aus.

Auch für den Umweltschutz ist die geringere Grammtur von Vorteil.
Geringerer Rohstoff- und Ressourcenverbrauch schonen die Umwelt. Geringeres Transportgewicht verursacht weniger Umweltschäden beim Transport.

Es spricht also eigentlich nichts gegen die Einführung und Nutzung dieser geringeren Grammaturen - nur sollte sie transparenter geschehen.
Administrator
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