Internethändler informieren absichtlich falsch

Internethändler informieren absichtlich falsch

Ungelesener Beitragvon Administrator » Fr 21. Dez 2018, 00:20

Privat baue ich ja schon seit Jahren eine eigene Datenbank auf. Beruflich mache ich es auch, jedoch aus anderen Quellen, auf die ich privat nicht zugreifen darf/kann/will. Die Datenbank enthält Daten und Fakten zu > 800 Papieren.
Durch diese Dauerrecherche auf zwei Ebenen, weiß ich natürlich mehr, als wenn ich nicht recherchieren würde und natürlich habe ich mein berufliches Wissen auch zu Hause noch.

Es gibt viele Marken, bei denen ich die technischen Werte "aus dem Eff-Eff" weiß. Bei meinen privaten Recherchen weiß ich also immer, ob die Daten aktuell sind oder erneuert werden müssen.
Immer, wenn ich mal im Internet surfe, schaue ich nach, ob ich zu bestimmten Marken weitere Fakten finde. Dabei sehe ich natürlich auch immer, wie viel die Marke im Internet kostet.

Heute ist mir ein Händler aufgefallen, den Namen will ich nicht nennen, weil es garantiert noch viele andere gibt, die ähnlich handeln.

Schnell noch ein paar Fakten:
Duplexfähigkeit ist die Fähigkeit, dass man das Papier auch zweiseitig bedrucken kann. Das Papier ist so "undurchsichtig", dass die Schrift nicht (zu stark) auf der Vorderseite zu sehen ist. Der "Undurchsichtigkeitswert" wird Opazität genannt.
Sobald ein Papier eine Opazität von > 80% hat, ist es duplexfähig.

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Der ungenannte Händler verlangt für eine "C-Qualität" einer Vertriebsmarke 5,94 Euro pro Packung inklusive Mehrwertsteuer. Bei einer ganzen Palette mit 200 Packungen werden 4,18 Euro verlangt.
Die Weiße dieses Papiers beträgt CIE 150. Die Opazität liegt bei 83%. Das Papier ist > 200 Jahre alterungsbeständig nach ISO 9706.

Für eine andere Marke, auch C-Qualität, mit einer sehr bekannten Markenbezeichnung werden 7,83 Euro bzw. 6,71 Euro pro Packung bei Palettenabnahme verlangt.
Die Weiße dieses Papiers beträgt CIE 146 und die Opazität 83%. Das Papier ist nicht alterungsbeständig.

Sie sehen, dass die "nicht so bekannte Marke" eigentlich viel besser ist - wenn man die technischen Werte kennt, die ich gerade einmal dazu geschrieben habe.
- Alterungsbeständigkeit
- höhere CIE-Weiße
- gleiche Opazität

Wenn der Händler die technischen Werte dazu schreiben würde, würde jeder Einkäufer natürlich das billigere und bessere Papier kaufen. Die Daten stehen jedoch nicht dabei.
Stattdessen steht bei der günstigeren Sorte eine falsche Angabe dabei "beidseitig bedruckbar: Nein"

Für den völligen Laien ist das dann der Grund, weshalb das teure Papier angeblich besser sein soll. "Das kann ich ja beidseitig bedrucken. Deshalb ist es besser und darf auch teurer sein"

Hier wird also der Endverbraucher mit einer falschen Angabe dazu bewogen, ein teures Papier zu kaufen, das eigentlich gar nicht besser, sondern sogar noch schlechter ist.

.....

Sowohl die "Eigenmarke" als auch die "bekannte Marke" sind beides Marken des gleichen Vertriebs. Beide Marken kann man in Verbrauchermärkten für um die 3,99 bis 4,99 Euro bekommen, wenn man nur eine einzige Packung benötigt.

Ach übrigens keine Bange:
Bei den > 800 Kopierpapieren habe ich nur eine einzige Marke gefunden, die nicht duplexfähig ist. Die gibt es aber mittlerweile längst nicht mehr. Eine Opazität von mindestens 80% ist mittlerweile längst üblich geworden. Damit sind faktisch alle Sorten beidseitig bedruckbar.
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Re: Internethändler informieren absichtlich falsch

Ungelesener Beitragvon Administrator » Do 8. Aug 2019, 01:14

Bei meinen Recherchen muss ich mich oft erst einmal auf offiziell zugängliche Angaben verlassen. Sehe ich zum Beispiel einen CIE-Wert für ein Papier, kann ich ihn erst einmal unter Vorbehalt aufnehmen. Erst wenn ich den gleichen Wert immer wieder sehe, kann er als gesichert gelten.

In den letzten Tagen bekam ich nun endlich Zugang zu einem Datenblatt, hinter dem ich schon seit vielen Jahren her bin. Für dieses bekannte Papier hatte ich bislang immer CIE 146 sehen können. Nachdem ich jedoch das Datenblatt hatte, fiel mir sprichwörtlich die Kinnlade herunter.
Noch einmal eine kurze Recherche im Internet: CIE 146-153 waren zu finden. Das originale Datenblatt weist jedoch nur mäßige CIE 136 aus.

Sie erinnern sich: Die Qualitätsstufen richten sich nach dem CIE. Ab jedem vollen 10er Wert ändert sich auch die Qualitätsstufe.
Die alte "C-Qualität" reicht von CIE 140-149
Ab CIE 150 wird schon eine "B-Qualität" angenommen.

Der reale CIE-Wert liegt damit eine ganze Qualitätsstufe unter C-Qualität und sogar zwei unter B-Qualität. Wer das Papier vermarktet, bekommt jederzeit die entsprechenden Unterlagen. Die Händler, die die falschen CIE-Werte angeben, machen es aus Unkenntnis oder mit voller Absicht.
In beiden Fällen kann man nur sagen, dass sie sich durch die falschen Angaben als Fachleute selbst disqualifizieren.

Als Einkäufer möchte man schließlich einen Fachbetrieb wählen, der Ahnung hat und korrekte Angaben macht.
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